Dieser Essay entstand für die Arbeit Kometin und Taschenspieler im öffentlichen Raum. Eine Litfaßsäule wurde großflächig mit einer Bildmontage plakatiert. Der Platz erinnert an eine Piazza, am Rande einer Wohnsiedlung
Im Umfang der Litfaßsäule wurde ein Buch aufgeschlagen und es erscheinen zwei Figuren: Die Kometin und der Taschenspieler. Eine Doppelmontage aus Illustrationen von Grandville, Zeichner und Lithograf aus dem Frankreich der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Illustrationen finden sich in der gebunden Sammlung seines Gesamtwerkes nicht auf gegenüberliegenden Buchseiten, sie sind sogar weit voneinander entfernt. Mittels vorsichtiger Papiermontage habe ich den Blattablauf manipuliert und diese beiden Typen für den Moment des Aufschlagendes zueinander gebracht. Gleichzeitig anschaulich, sehe ich die Kometin als Figur der „schweifenden, teils abgewandten Hoffnung“ und den Taschenspieler als „Ahnung vom Global Player“. Grandville wächst im unruhigen Frankreich jener Zeiten unter Napoleon, diversen Königen und einer beginnenden Verelendung durch die aufkommende Industrialisierung auf. Ein Jahr vor der bürgerlichen Revolution 1848 stirbt er. Mir schien, dass die Abendpromenade einer Kometin und der Taschenspieler mit den Planeten uns Typen vor Augen führen, welche VorgängerInnen von „in Szene gesetzten“ Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte sind. Ob in der Unterhaltungskultur des POP oder auf der Bühne gesellschaftlicher Machtpositionen, sie waren und sind zum Teil noch unsere Vorbilder. Obwohl die Illustrationen von Grandville eine Auskunft von vergangen Zeiten sind, möchte ich diese Sichtung dennoch zum Anlass nehmen, mich zum Heute hin zu bewegen. (...)